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Dominieren statt trainieren?

Christian Sohn • Feb. 18, 2023

Dominieren statt trainieren?

 

Wieder etwas Neues aus der Dominanz- und Bestrafungsecke.

Die Damen und Herren, die unablässig predigen, dass eine positive Erziehung ohne Bestrafung lebensfremd sei und völlig sinnlos, haben mal wieder etwas Neues kreiert.

Um ihr Training, wenn man es denn so nennen will, zu rechtfertigen, haben sie einfach mal neue Begriffe erfunden bzw. Begriffe umdefiniert.

Laut dem neusten Beitrag, den ich letzten gelesen habe, muss der Hund mit dem Menschen in einer Dominanzbeziehung leben, um mehr Freiheit und Lebensqualität zu bekommen.

Man liefert auch gleich ein Beispiel:

Der Hund will nach links, weil er dort eine Katze vermutet, ich nach rechts. Nun gibt es eine Interessenkollision. (Soweit richtig).

Nun geht es aber los. Dem Leser wird klargemacht, dass keinerlei Training, keine Alternative, keine noch so gute Beziehung den Hund davon abhalten wird nach links, also zur Katze zu gehen.

Sollte ich konsequent sein und die Konsequenz auch durchsetzen, wäre ich dem Hund gegenüber dominant und würde eine sogenannte situative Dominanz einsetzen. Dieser Begriff wird übrigens nur beim Thema Hund angewandt.

Die Buchautoren Bloch und Radinger haben diesen Begriff bei Beobachtung von Wölfen ins Spiel gebracht.

Allerdings ging es dabei um Wölfe untereinander und um Ressourcen. Also Nahrung oder Sexualpartner. Wer sich in dieser Situation durchsetzt, ist also das dominante Tier. Situativ dominant.

Dies aber nur bei freilebenden Wölfen und nur untereinander.

Nun wären wir nicht Menschen, wenn wir dies nicht sofort auf alles von uns umsetzen würden. Also Sofa, Bett, etwas liegt auf der Straße, der Hund will zu jemandem hin usw. usw..

Damit es erklärbar bleibt, wird jetzt der Begriff der formalen Dominanz ins Spiel gebracht. Auch hier findet man diesen Begriff nur in Bezug auf Hunde.

Wer also in einem Team, Rudel, Verband, die Führung übernimmt, der würde somit eine formale Dominanz ausüben. Diese formale Dominanz soll Schutz und Sicherheit vermitteln.

Da wir dem Hund zu fressen geben, mit ihm rausgehen und womöglich noch vor gefährlichen Situationen schützen, würden wir also eine formelle Dominanz ausüben.

Alles zusammen wäre dann die Dominanzbeziehung.

Man kann also sagen, wir dominieren den Hund immer.

Wenn man sich die ganzen Beiträge, Artikel und Aussagen mal genauer durchliest, wird man feststellen, dass die Verfasser sich widersprechen.

Denn sie geben auch an, dass der Hund seinen Freiraum haben darf, seine eigene Meinung haben darf und auch nicht perfekt hören muss. Aber wenn der Hund eine Grenze überschreitet, greift die Dominanz.

Somit wäre auch der Trainingsaufwand in einer sogenannten stabilen Dominanzbeziehung wesentlich geringer als in einer strukturierten, positiven Beziehung.

Und mit dieser Aussage ist dann auch schon der ganze Begriff- und Darstellungsaufwand erklärt.

Es ist halt einfacher, wenn ich den Hund mit Dominanz und Bestrafung „erziehe“. Klar, der Hund wird relativ schnell das tun, was ich möchte. Aber die Beziehung ist dann alles andere als gut, wenn sie denn überhaupt vorhanden ist.

Von diesen Leuten werden auch regelmäßig die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus der Ethologie (Verhaltensbiologie) negiert. Denn dann müsste man sich ja mit dem Verhalten des Hundes beschäftigen und mal tatsächlich trainieren und eine Beziehung herstellen.

 

Auch ich trainiere und zeige dabei Konsequenz. Klar, kann man das auch Dominanz nennen, ist es aber nicht.

Dann würden Eltern ihre Kinder dominieren oder Führungskräfte ihre Mitarbeiter.

Dann gäbe es keine Führungskräfte mehr, sondern Dominanzkräfte, da ja situativ und formell dominiert wird.

In einer gesunden Beziehung, in der ich dem Hund Alternativen biete, seine Bedürfnisse berücksichtige und konsequent die Einhaltung von Grenzen beachte (ohne zu dominieren), wird der Hund, um zum obigen Beispiel zurück zu kommen, mit mir nach rechts gehen.

Es ist sicherlich nicht ganz so einfach zu trainieren. Aber nicht unmöglich und schon mal gar nicht weltfremd.

Der bessere Weg ist zu trainieren, statt zu dominieren. Auch wenn es bei diesem Weg Einige gibt, die es übertreiben.

 

Fakt ist:

Ich kann einen Hund führen, ohne ihn zu dominieren.

Ich kann einem Hund beibringen, Grenzen einzuhalten, ohne ihn zu dominieren oder zu bestrafen.

Wenn ich zu faul bin, oder es nicht kann, dann muss ich dominieren oder bestrafen.

von Christian Sohn 21 Feb., 2023
Zeig Deinem Hund, dass Du der Chef bist! Wie oft habt Ihr das schon gehört und gelesen? Der Hund soll das machen, was Du willst! Darum musst Du Dich eben wie ein „Chef“ durchsetzen! Du machst Di Ansagen und der Hund hat nicht zu widersprechen! Es sind ja nur Hunde und der Mensch steht schließlich über dem Hund! ❌ STOP ❌ Hier unterbreche ich. Diese Aussagen sind veraltet, dumm und nutzlos. Ich nenne Dir jetzt ein paar Argumente, warum Du nicht Chef sein musst und warum dieses Chef sein nicht funktionieren wird. Als erstes muss sich sagen, klar, augenscheinlich bekommt Ihr schnell Ergebnisse. Der Hund wird relativ schnell das tun, was Ihr wollt. Doch die Beziehung zu Deinem Hund ist dann im Ar… . Wie wir uns alle bestimmt einig sind, Hunde sind fühlende Wesen, die Bedürfnisse haben. Sie haben Ängste, Interessen und Vorlieben. Und wird glaubt, Hunde sind dafür da um uns Menschen zu dienen und nur das zu tun was wir wollen, der ist auf dem Holzweg. Sehr oft wird das Durchsetzen einer Konsequenz mit Strenge verwechselt. Durch die Strenge bekommt der Hund oftmals Angst. Dann wird sich rausgeredet, nur so viel, bis er tut was ich sage. Dann noch schnell einen anderen Begriff dafür benutzen und schon ist es in Ordnung und nicht mehr so schlimm. Doch was ist mit dem Hund. Bei Angst fühlt er sich schlecht. Wenn er sich schlecht fühlt, bekommt er Stress. Wenn er dann durch die Angst und den Stress nicht so reagiert wie man es will, wird man noch strenger. Ein Teufelskreis und der Hund leidet. Klar wird er irgendwann das tun was wir wollen. Aber tut er es weil er es versteht oder weil er einfach keinen Stress mehr will und diese Situation beenden will? Ich bestehe bei meinen Trainings immer darauf, dass die Konsequenz immer umgesetzt wird. Dies kann ich jedoch tun, ohne dem Hund Angst zu machen und Stress zu verursachen. Wenn zwischen Hund und Mensch eine gute Beziehung herrscht, dann braucht es keine Strenge und keinen Chef. Bei uns Menschen ist es inzwischen so, dass ein guter Chef oder eine gute Chefin nicht mehr nur durchsetzt und mit Angst arbeitet (ja, ich weiß, es gibt leider noch viele davon), sondern mit Kommunikation arbeitet und versucht ein gute Beziehung zwischen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen herzustellen. Und ganz nebenbei, der Hund weiß nicht, was ein Chef ist. Jedenfalls nicht in dem Sinne, wie wir Menschen den Begriff verstehen. Oftmals wird im gleichen Zusammenhang die Unterordnung ins Spiel gebracht. Das ist genauso unsinnig. Der Hund soll sich nicht unterordnen. Er soll mit mir leben, seine Grenzen kennen und diese auch respektieren. Genauso, wie ich meine Grenzen kennen und respektieren muss. Mit einem „Unterordnungstraining“, wie es so oft angepriesen wird, erreiche ich nur, dass dann doch wieder diese Chefsache aufgebaut wird. Bei mir gibt es kein Unterordnungstraining. Ich persönlich empfinde das Konzept der Unterordnung als befremdlich. Kinder ordnen sich den Eltern auch nicht unter. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen nicht der Führungskraft. So sollte es jedenfalls nicht sein. 
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